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Sie sind hier: Homepage → Treffen → jusla-12 XII. JungslavistInnen-Treffen 2003 in GießenLinguistische Beiträge zur Slavistik. XII. JungslavistInnen-Treffen Gießen 2003. Hg. Monika Wingender. München: Sagner 2005 (= Specimina Philologiae Slavicae 144). 210 Seiten. ISBN 978-3-87690-936-3. Tagungsbericht von Monika WingenderAm 26. und 27. September 2003 fand das XII. JungslavistInnen-Treffen, diesmal an der Justus-Liebig-Universität Gießen, statt. Die durch thematische und theoretische Vielfalt geprägten Vorträge der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler behandelten folgende Themen: In ihrem Vortrag »Nationalsprachliche Besonderheiten von wissenschaftlichen Texten« thematisierte Ursula Doleschal (Klagenfurt) die Möglichkeit, einen Forschungsansatz zu finden, um textuelle Besonderheiten wissenschaftlicher Texte in verschiedenen slavischen Sprachen zu untersuchen. Es wurde die Hypothese formuliert, dass kleinere wissenschaftliche Gemeinschaften und damit auch kleinere Sprachgemeinschaften mehr Implizitheit in wissenschaftlichen Texten zulassen. Björn Hansen (Regensburg) sprach zum Thema »Die Grammatikalisierung der analytischen Imperative im Slavischen«. Dabei wurden einige zusammengesetzte Verbalformen des Russischen, Polnischen und Serbischen/Kroatischen nach der Theorie der Grammatikalisierungsparameter von Ch. Lehmann 1995 analysiert. Es stellte sich heraus, dass die Formen zwar unterschiedlich stark grammatikalisiert sind, insgesamt jedoch nach den meisten Parametern typische Symptome eines fortgeschrittenen Grarnmatikalisierungsprozesses aufweisen. Die Rolle von Intonation und Satzakzent diskutierte Marion Krause (Wien) in ihrem Beitrag mit dem Titel »Missverständnispotentiale: Zum Stellenwert der Prosodie in diskursiven Settings«. Darin wurde der Zusammenhang von Informationsstruktur und Satzakzent in Hinblick auf die Konstituierung der Beziehungsebene zwischen den KommunikationspartnerInnen fokussiert. In seinem Beitrag »Perlokutionen: Begriff und Typologie. Mit Belegen aus den erotischen und konfliktuösen Dialogen Milan Kunderas« besprach Holger Kuße (Frankfurt am Main/Wien) den Begriff der Perlokution als Wirkung oder Handlung. Sein Vorschlag, Perlokutionen als Handlungen unter Einschluss ihrer Wirkungen zu verstehen, ermöglichte eine Typologie perlokutionärer Akte nach ihrer Zielgruppe (direkte Rezipienten: BEWEI-SEN; Zeugen der Kommunikation: LÄCHERLICH MACHEN), ihrem Zielbereich (Handlungen des Rezipienten: ANSTIFTEN; seine Intentionen: EINREDEN; die Kognition: ÜBERZEUGEN oder die Emotion: ERFREUEN) und ihrer Empfängerinterpretation als Täuschung (EINREDEN) oder nicht (ÜBERZEUGEN). Die Darstellung geschah mit objekt- und metasprachlichen Beispielen aus Romanen Milan Kunderas, in denen die perlokutionäre, d. h. wirkungsbezogene Interaktion der Protagonisten ein wesentliches Handlungsmovens des Erzählten und teilweise das eigentliche Thema des Erzählens ist. In russischen intonatorisch markierten Entscheidungsfragen gelten scheinbar andere Akzent-Fokus-Zusammenhänge als in Deklarativen (Finitum akzentuiert: neutral; anderes Element akzentuiert: kontrastiver Fokus). Roland Meyer (Regensburg) zeigte in seinem Beitrag »Zur Syntax russischer Entscheidungsfragen«, wie sich dieser Satztyp dennoch in die Theorie des russischen Satzes integrieren lässt. Der Vortrag von Andreas Späth (Leipzig) »Perfekt und Perfektiv« widmete sich dem Vergleich des perfektiven Aspekts im Slavischen und dem Perfekt des deutschen Verbs. Es wurde im Rahmen einer mereologisch angereicherten Intervallsemantik gezeigt, welche grammatischen Informationen beide Kategorien gemeinsam ausdrücken können. Zugleich wurde darauf verwiesen, dass diese Informationen an unterschiedlichen syntaktischen Kategorien realisiert werden, woraus letztlich unterschiedliche Wahrheitsbedingungen für Perfektiv und Perfekt resultieren. Der Vortrag zur empirischen Studie »Übersetzungsprobleme durch das Prisma des Untertitelns von Filmen« von Andrea Scheller (Magdeburg) beleuchtete unterschiedliche Übersetzungsstrategien bei der audiovisuellen Übersetzung, die die jeweiligen soziokulturellen Spezifika von Original und Übersetzung berücksichtigen, und fragte nach allgemeineren kognitiven Prinzipien, die der Übersetzung zugrunde liegen. In seinem Vortrag »Kompositionalität von Aspekt und ihre Bedingungen – ein russisch-finnischer Vergleich« untersuchte Luka Szucsich (Leipzig) an russischen und finnischen Beispielen das Verhältnis zwischen lexikalischer Semantik und grammatischer Merkmalsauszeichnung (Aspekt). Es wurde diskutiert, wie bestimmte Argumentrelationen (Verbklassen) zur aspektuellen Komposition beitragen und welche Rolle morphologische Markierungen dabei spielen. Dem Thema der »Interkulturellen Kommunikation« ist der Vortrag von Monika Wingender (Gießen) zuzuordnen, in dem »Konzepte im Russischen« behandelt wurden. Am Beispiel der Konzepte »svoi i čužie« und »vodka« wurden Möglichkeiten der Beschreibung kulturspezifischer Konzepte im Russischen aufgezeigt. Die historischen, semantischen und pragmatischen Konzeptbeschreibungen sollen aus linguistischer Perspektive einen Beitrag für die Weltbild-Forschung leisten. Die hier vorgestellten Beiträge werden, wie im Anschluss an die JungslavistInnen-Treffen üblich, in einem Sammelband veröffentlicht. Nähere Informationen zu den JungslavistInnen und den bisher erschienenen Sammelbänden sind im Internet unter http://mlucom6.urz.uni-halle.de/~a0apv/jusla/ zugänglich. Monika Wingender: XII. Jungslavistlnnen-Treffen (Gießen, 26./27.9.03). In: Zeitschrift für Slawistik 49 (2004) 4, 352–353. |